Ich hatte versprochen, über den Ausgang unserer Hunderettung zu schreiben.

Aber vorher noch eine Bemerkung zu dem „mehr an Verantwortung“, die man auf den Kanaren als Tierfinder hat. Das scheint zu stimmen, wie ich jetzt ahne. Nur: Was bedeutet das im Umkehrschluss? Genauso wie man sich sehr genau überlegt, ob man die Verantwortung übernehmen kann, wenn man ein Tier anschaffen möchte, überlegt man sich das dann in einer Fundsituation? Und im Zweifel entscheidet man sich dagegen, den Tieren zu helfen? Und was macht ein Tourist mit Mietwagen und Hotelzimmer? Hunde, Katzen verrecken lassen?? Einfach glauben, dass schon ein anderer daherkommt im tiefsten Barranco und mehr Platz und Ahnung hat und dem Tier hilft? Fangmesser dabeihaben? Das sind unmögliche Szenarien, es sei denn, man ist äusserst ignorant. Es muss möglich sein, Tiere zu retten, auch wenn man selbst nicht mehr machen kann ausser genau das!

Polemik Ende. Und so ging die Geschichte diesmal aus:

Nachdem wir von Tara am Montag morgen leider nur das Angebot hatten, dass wir ihnen Bilder von den Hunden für ihre Website schicken könnten und sie uns gerne bei der Vermittlung helfen würden, >...aber Jagdhunde... und bitte süße Bilder! <... haben wir fieberhaft herumrecherchiert. Zuerst versuchten wir es bei der von Sanna von Tara genannten Hundestation in Mogan. Und da passierte der große Fehler: Wir haben die wahre Fundstelle genannt.

Liebe zukünftige Tierfinder: Die Tiere müssen da gefunden sein, wo das Tierheim sich befindet! Mogan nimmt nur auf, wenn das Tier in Mogan gefunden wurde!

Für uns wäre ein Tierheim in Ayagaures zuständig sagte uns Silvia vom Tierheim Mogan. Doch dort erreichten wir niemanden. Wir haben wild alles angerufen was im Internet irgendwie als Tierhilfe zu erkennen war. Fehlanzeige. Nun mussten wir aber aus unserer Wochenendwohnung raus. Also Hunde in die Kiste und erstmal mit nach Hause nehmen. Auf Verdacht fuhren wir beim Tierheim im Barranco Ayagaures vorbei und dort war zwar keiner, aber es gab Öffnungszeiten. Ich habe die Pelznasen dann sehr notdürftig in unserer Wohnung untergebracht, eine Nacht ging das, obwohl sie sich bei ihren aus der Kiste Befreihungsversuchen blutige Schrammen geholt haben, wie ich am nächsten Morgen erschrocken merkte. Aber wie in dem Bergquartier frei herumlaufen lassen konnte ich die vier hier einfach nicht. Da musste auch die Nachbarschaft durch, denn die Hunde haben natürlich ihrem Unwillen lautstark Ausdruck verliehen. Schliesslich gehören diese Hunde jetzt allen, dachte ich grimmig.

Morgens dann eineinhalbe Stunde beaufsichtigter Auslauf, Häufchen und Pfützchen, Wasser trinken, neugierig schon wieder einen neuen Ort erkunden und dann wieder in die Kiste. „Nummer 1“, der selbsternannte Rudel- und Rädelsführer auf die Beifahrerseite und endlich an einen hundegerechten Ort fahren... denkste.

In Ayagaures, Alberque ANAHI, waren sie rührend besorgt, aber sichtbar überfordert. Kein Platz, aber in Puerto Rico vielleicht? Es stellt sich heraus, das ist das Tierheim Mogan. Wieder die Silvia angerufen, Situation geschildert. Nein, geht nicht, falsches Municipio. Wir könnten aber nach Mogan ins Ayuntamento und dort Einreisepapiere für die Tiere beantragen. Und die Hunde? Aber auch unser Hinweis, die Hunde im Auto eingesperrt und die Hitze wird immer schlimmer änderte nichts. Also wieder Tara angerufen, nun wurde es ein Notfall. Keiner zu erreichen. Mit den Hunden in den Schatten fahren, Wasser, Luft... Beratung: Zu Tara in den Laden, irgendwer muss doch Rat wissen! Doch die Dame dort begrüsste uns gleich schonmal mit dem Hinweis, dass sie mit Tieren im Laden nichts zu tun haben will. Aber endlich nochmal mit Sanna von Tara telefoniert. Lösungsvorschlag: Zur Polizei in Arguineguin gehen, Papiere für Mogan/ Puerto Rico beantragen. Wieder Schatten, Wasser, wir bauten alle langsam ab. Es war sehr heiß und wolkenlos am Dienstag.
Von der Polizei wurde mit Silvia telefoniert, die aber ablehnend reagierte und uns evtl. zurückrufen wollte. (Am Abend eine sms, dass sie die Hunde nicht nehmen) . Wir sind dann nach Puerto Rico gefahren mit dem Vorhaben, uns am Tierheim in den Schatten zu setzen und zu warten. Dort war aber kein Schatten: Neben einem Müllplatz stehen zwei kleine Häuschen wie Trafohäuschengrösse in der Barrancohitze. Das ist die Tierstation. Hier wollte ich die Tiere nichtmal aus der Kiste lassen, die Sonne stand inzwischen senkrecht.

Zurück nach Hause. Schatten, halbe Stunde Pause, Auto säubern, Hunde lüften und wässern, Beratung. Ende der Nerven.

So leid es mir tut, aber wir haben die Hunde nach Bañaderos in die Insulare Tierstation gebracht. Es war eine furchtbare Fahrt über die hitzekochende Autobahn; mit vor Reisekrankheit und Wärme halbtoten Hunden sind wir dort angekommen. Es ist kein schrecklicher Ort, was ich befürchtet hatte. Ich habe entspannt wirkende freundliche Hunde über die Mauer lugen sehen und viele Leute gesehen, die Hunde holten (Handtaschenhundegrösse). Aber alle unvermittelten Tiere überleben wohl nur drei Wochen. Es ist schrecklich und irgendwie so sinnlos.

Wir werden weiter versuchen, jemanden zu finden. Noch leben die Tiere ja. Übrigens sagte mir ein Canario, der aber leider auch keine Verwendung für Jagdhunde hatte, dass es sich wohl um Galgos handelt, also eine andere Rasse als Podencos.

Das war ein Lehrstück. Und ich bin über die Unvernetztheit der Tierschützer und -helfer entsetzt. Keiner kennt Adressen, alles mehr so Hörensagen. Ich hatte teils das Gefühl, man ist auf das Finden von Tieren einfach nicht eingerichtet.

Tara z.B. hat doch das knowhow. Es wäre doch praktisch, einen Zettel, ein Handout in verschiedenen Sprachen, welchen die Dame im Tara-Laden unter der Theke vorzaubern kann, vorzubereiten. So und so müsst ihr euch verhalten, ruft da und da an, sagt das und das? Erste Hilfe für Tierfinder. Für Touristen und Fremde, die helfen wollen genauso wie für solche, die es nur das erste Mal erleben. Ich verstehe ja, dass Tara keinen Platz hat. Aber genauso, wie ich einem aufgenommenem Tier gegenüber die Verantwortung übernehme, übernimmt Tara mit ihrer Werbung und den Spenden etc. eine Verantwortung für die Hoffnung, dass den Tieren und Tierfreunden dort geholfen wird. Das man Ansprechpartner für Notfälle hat.

Ich trauere um die Hunde; könnte ich, hätte ich einen behalten. Jeder von ihnen hatte schon sichtbare Eigenheiten und es wären liebe freundliche Hunde geworden. Es ist unglaublich, wieviel sie allein in diesen paar Tagen schon gelernt haben! Podencos oder Galgos sind offenbar hart im Nehmen, aber auch intelligent. Und unglaublich vertrauensvoll, den Vieren ist in ihrem kleinen Leben bisher so Schreckliches angetan worden und trotzdem waren sie von jedem Menschen begeistert, folgten jedem Pfiff und jeder Ansprache ohne Angst.

Ich habe jetzt eine Tüte Welpenfutter im Auto und Näpfe. Wasser ja sowieso. Und ich fürchte mich davor, wieder Jungtiere da draußen zu entdecken.
Aber ich hoffe, eine bessere Lösung für das nächste Mal zu finden.